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Ursprung der Perspektive, Der

Ursprung der Perspektive, Der
Borító: Kötött
ISBN: 9783037340875
Nyelv: német
Méret: 24,6
Oldalszám: 500
Megjelenés éve: 2010
-10%
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13 023 Ft
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Ursprung der Perspektive, Der

Perspektive als Kulturtechnik und als Denkmodell

In einem großen Buch, das nun endlich in deutscher Übersetzung erscheint, nimmt Hubert Damisch sich vor, was er als das wichtigste Merkmal der abendländischen Malerei betrachtet: das in der Renaissance entwickelte System der Zentralperspektive. Weshalb hört dieses kunsthistorische und kulturtechnische Dispositiv nicht auf, uns zu beschäftigen? Die Perspektive ist weit mehr als ein bloßes technisches Hilfsmittel des Malers, das die Renaissance »erfunden« hat: Sie ist ein Paradigma, ein Denkmodell mit weitreichenden Konsequenzen. Damischs kühnes Vorhaben ist es, nicht nur eine Geschichte oder Theorie der Perspektive zu schreiben, sondern ein Modell für die künftige Theorie und Praxis der Kunstgeschichte zu entwickeln und an die epistemologische Basis einer ganzen Disziplin zu rühren. In einer fruchtbaren Verbindung von Erwin Panofskys Werk und Lacans psychoanalytischem Strukturalismus, in detaillierten Analysen etwa der drei »Idealstädte« geht Hubert Damisch der Frage nach, welches in der »geometrisch« genannten Perspektive, entstanden im Italien des Quattrocento, der Ort des Subjekts ist und inwiefern sich im Dispositiv des Brunelleschi die heutige Auffassung der Wahrnehmung von Welt konstituiert.

»Die Perspektive – ein längst abgehandeltes Thema? Vom Dispositiv des Brunelleschi über die Idealstädte und die Hoffräulein des Velasquez, im imaginären Feld ebenso wie im symbolischen Feld, in dem die Wissenschaft auf das Theater und die Psychoanalyse auf die Malerei trifft: es geht darum, ein wenig besser zu verstehen, was ›denken‹ heißt.«
»Ein radikaler Ansatz« (Christopher S. Wood), eine tiefgehende Reflexion über die Perspektive als Gegenstand des Wissens und als Gegenstand des Denkens – ein nicht nur für die Kunstgeschichte bahnbrechendes Werk.

"Wie man die Erfindung der Perspektive in der Malerei tief denken kann: Hubert Damisch entdeckt das Subjekt hinter den Bildern und lässt beiseite, dass es auch ganz gut ohne exakten Fluchtpunkt ging.
Es ist einfach so, dass führende Kunsthistoriker irgendwann ihr Statement zum Thema Perspektive abgeben müssen. Die männliche Form ist bewusst gewählt: Kunsthistorikerinnen wählen dieses Fach entweder früh ab oder schmälern es als eine typisch männliche Form der Weltbeherrschung. Der Schlüsseltext dieser Branche ist der 1924/25 publizierte Aufsatz von Erwin Panofsky "Perspektive als symbolische Form": Er spaltete das Feld in zwei Lager. Auf der einen Seite agieren die Anhänger der darstellenden Geometrie, der minutiösen Nachbearbeitung perspektivischer Konstruktionen und vor allem der Mängelrügen. Gegenüber stehen die Gelehrten, die Perspektive eben als symbolische Form begreifen, als Dispositiv der Dar- und Vorstellung, als quasitranszendentale Konstruktion.
Zu letzterer Gruppe gehört der Autor des vorliegenden Buches. Er lässt kein gutes Haar an allen positivistischen und wissenschaftsgeschichtlichen Annäherungen an das Thema, wirft ihnen vor, sie würden Perspektive als realistisches, referentielles Kunstmittel verstehen - und Schlimmeres kann man heute Kollegen nicht nachsagen, das ist schon gerichtsverwertbar. Er dagegen hält Perspektive für eine Denkform, vergleichbar nur mit den epistemologischen Wenden von Descartes und Kant.

Hubert Damisch, Jahrgang 1928, Professor an der École des Hautes Études, ist einer der führenden Semiologen auf dem Gebiet der Künste. Den Plural gilt es dabei zu unterstreichen: Er hat über Fotografie und Film genauso gearbeitet wie über Malerei und Architektur. Bekannt wurde er durch das schöne Buch "Theorie der Wolken" (1972); der "Ursprung der Perspektive" liegt seit 1987 auf Französisch, seit 1994 auf Englisch und jetzt in der verlässlichen Übersetzung von Heinz Jatho auf Deutsch vor. Der Übersetzer ist mit großer Geduld den aufhaltsamen und rekurrenten Gedankengängen Damischs gefolgt. Gombrich hat einmal gesagt, Perspektive gäbe es, weil wir nicht um die Ecke schauen können. Damisch kann um die Ecke denken, er tut es unablässig, sich mit realen oder fiktiven Gegenargumenten auseinandersetzend - das ist der Stil des Pariser "Seminars", ein endloser Monolog, der sich als Denkprozess und Zwiesprache tarnt. Und doch liest man Damisch - in Dosen - nicht ungern, denn er versteht es, den Gegenstand der Perspektive zu denken: "ein(en) Gegenstand, der mehr Gedanken hervorrufen kann, als in ihm enthalten sind" (Merleau-Ponty), darunter - versteht sich - auch falsch." (Wolfgang Kemp - Frankfurter Allgemeine Zeitung)




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