Geschichtsbewußtsein und historisches Denken sind Themen, die in der Psychologie stark vernachlässigt wurden. Während sich diese Disziplin eingehend mit anderen Formen des Denkens und der symbolischen Wirklichkeitskonstruktion befaßt hat, existiert keine Tradition, die sich die theoretische und erfahrungswissenschaftliche Begründung einer Psychologie spezifisch historischer Sinnbildungsleistungen zum Ziel gesetzt hätte. Damit bleibt ein wesentliches Signum gerade des modernen Lebens, nämlich die mit gesteigerten Kontingenz- und Differenzerfahrungen verwobene Temporalisierung und Dynamisierung unserer Erfahrung, weitgehend außerhalb des Blickfeldes dieser Disziplin. Die Studien dieses Bandes möchten zur Schließung dieser Lücke beitragen. Ein großer Teil befaßt sich speziell mit dem Erzählen von Geschichten und kann daher zum Spektrum der in den USA vieldiskutierten narrativen Psychologie werden.