Menschenrauch - Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete
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Menschenrauch - Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete
"Menschen mögen Krieg. Nicholson Baker rekonstruiert in „Menschenrauch” die Geschichte vom Untergang der Zivilisation im Zweiten Weltkrieg auf kontroverse Weise. Mit mehr Wut ist schon lange kein Werk der Literatur mehr begrüßt worden. Ein Buch für die Feinde der Demokratie hat Daniel Kehlmann Nicholson Bakers historische Collage „Menschenrauch” genannt; von „Häppchenhistorie” sprach Hans-Ulrich Wehler; Anne Applebaum, die verdiente Historikerin des Gulag, begreift das aus Originalquellen von 1892 bis 1941 zusammengefügte Werk Bakers als bizarres Resultat einer anti-professionellen, verschwörungstheoretisch infizierten Internetkultur, die aus einem Meer unsortierter und ungeprüfter Informationen regelrecht geisteskranke Gegengeschichten zum offiziellen Wissen zusammenbraut: Jesus hat mit Maria Magdalena eine Familie gegründet, und Churchill ist mitschuldig am Zweiten Weltkrieg. Nicholson Baker als Dan Brown der Zeitgeschichte.
Was hat Baker, dieser subtile Erzähler, nach John Updikes Tod der Letzte in der Schule von Proust und Nabokov, getan? Er hat auf 500 Seiten etwas mehr als 1000 historische Quellen, Zitate aus Zeitungen, Tagebüchern, Memoiren, Reden, Tischvorlagen, also allen Genres nichtfiktionaler Rede, chronologisch aneinander gereiht. Die Serie beginnt 1892 mit Alfred Nobels Hoffnung, die zerstörerische moderne Waffentechnik werde künftig Kriege verhindern, und sie endet am 31. Dezember 1941 mit einem verzweifelten Tagebucheintrag des todgeweihten rumänischen Juden Mihail Sebastian.
Am Anfang hüpft die Reihe rasch über die Jahre, verweilt kurz beim verheerenden Ende des Ersten Weltkriegs, wo mit den kühl erwogenen Möglichkeiten von „Aushungerung” und Giftgas schon der totale Krieg der Zukunft vorweggenommen wird, sie gewinnt Dichte in den Krisen der dreißiger Jahre und wird in den Kriegsjahren von 1939 bis 1941 kompakt und schwarz wie ein Tagebuch des Untergangs: „Das Ende der Zivilisation” diagnostiziert Bakers Untertitel, der „Menschenrauch” verbrannter Leichen, den deutsche KZ-Häftlinge rochen, bezeichnet den Abschluss.
Jenseits aller Thesen macht Bakers Material eine Eskalation sichtbar, eine schier unaufhaltsame Drift, die schon lange vor Hitlers Aufstieg einsetzt und alle Gesellschaften der westlichen Zivilisation erfasst hat. Es ist eine Eskalation der Barbarei, die mit den anwachsenden Vernichtungsmöglichkeiten moderner Waffentechnik Schritt hält. Briten und Italiener finden schon in den zwanziger und dreißiger Jahren nichts dabei, ganze Völker in ihren Kolonien mit Bomben und Gas exemplarisch so einzuschüchtern, dass eigene Verluste nicht mehr zu befürchten sind. Des weißen Mannes Kriegslast ist leichter als die des dunkelhäutigen. „Ich spreche mich ausdrücklich für den Einsatz von Giftgas gegen unzivilisierte Völker aus”: Solche Sätze – dieser wurde von Winston Churchill 1920 geschrieben – muss man aus den Verstecken ihrer Zusammenhänge reißen dürfen, wenn man verstehen will, was in Europa im 20. Jahrhundert geschehen ist.
Man hat Bakers Verfahren mit Walter Kempowskis großen Echolot-Collagen verglichen und allzu schnell Parallelen gefunden. Die Unterschiede sind aber interessanter. Kempowski arbeitet mit Gleichzeitigkeiten, er knüpft Teppiche aus Quellen und Stimmen, die sich auf ausgewählte Momente – etwa die Schlacht von Stalingrad – konzentrieren. Daraus entstehen dichte, in sich vielfältige, an Widersprüchen reiche Beschreibungen, die sich zu einem Chor fügen. " (Süddeutsche Zeitung)
A szerzőről:
Nicholson Baker wurde 1957 in Rochester, New York, geboren. Er studierte unter anderem an der Eastman School of Music und lebt heute mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Berkeley, Kalifornien.
Publisher: Rowohlt
Translator: Hedinger, Sabine, Bergfeld, Christiane
Category: Történelem, Politika, Szociológia, Ismeretterjesztő , Társadalomtörténet
Translator: Hedinger, Sabine, Bergfeld, Christiane
Category: Történelem, Politika, Szociológia, Ismeretterjesztő , Társadalomtörténet